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Fabiano Caruana gewann das Kandidaten- turnier 2018 in Berlin.
29.03.2018

International

Fabiano Caruana gewann das Kandidaten- turnier 2018 in Berlin.

 

Das Kandidatenturnier fand vom 10. bis 28. März 2018 im Kühlhaus Berlin in Kreuzberg, einem Ortsteil im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, statt. In diesem Kandidatenturnier der FIDE wurde aus acht Spielern der Weltspitze, die sich auf unterschiedliche Weise qualifiziert haben, der Herausforderer von Weltmeister Magnus Carlsen für die vom 9. bis 28. November 2018 in London stattfindende Schachweltmeisterschaft 2018 ermittelt. Folgende acht Teilnehmer hatten sich für die Teilnahme am Kandidatenturnier 2018 qualifiziert:

1.    Sergej Karjakin (RUS) als Verlierer der Schachweltmeisterschaft 2016,

2.    Lewon Aronjan (ARM) und

3.    Ding Liren (CHN) als die beiden Bestplatzierten des Schach-Weltpokals 2017,

4.    Schachrijar Mamedjarov (AZE) und

5.    Alexander Grischtschuk (RUS) als die beiden Bestplatzierten des FIDE Grand Prix 2017

6.    Wesley So (USA) und

7.   Fabiano Caruana (USA) als die beiden Spieler, die 2017 gemittelt, die beste Elo-Zahl hatten und entweder am Weltpokal 2017 oder am Grand Prix 2017 teilnahmen, und

8.    Wladimir Kramnik (RUS) als der vom Organisator nominierte Spieler mit einer Elo-Zahl von 2725 („Wildcard“).

 

Für Ding Liren und Wesley So war es die erste Teilnahme an einem Kandidatenturnier, Wladimir Kramnik war schon von 2000 bis 2007 Schachweltmeister.

Die Spieler bestritten ein doppeltes Rundenturnier. Die Bedenkzeit betrug 100 min für die ersten 40 Züge, 50 min für die nächsten 20 Züge und 15 min für den Rest der Partie sowie zusätzlich 30 s für jeden gespielten Zug.

Der Preisfonds betrug 420.000 Euro. Davon entfielen auf den Sieger 95.000 Euro, der Zweite erhielt 88.000 Euro, der Dritte 75.000 Euro und der Achte und Letzte darf sich immerhin noch über 17.000 Euro freuen.

 

Schon am ersten Turniertag fielen drei Entscheidungen: Mamedjarov, die aktuelle Nummer zwei der Schachwelt, behauptete sich gegen Karjakin; Altmeister Wladimir Kramnik besiegte zum Auftakt Alexander Grischtschuk und in der rein US-amerikanischen Partie besiegte Caruana seinen Landsmann So. Nur aus dem Duell Aronjan gegen Ding Liren ging kein Sieger hervor. Am zweiten Spieltag gab es drei Remisen und einen Sieg, den Grischtschuk gegen So errang.

Auch der dritte Spieltag verlief so: Es gab drei Unentschieden und einen Sieg für Kramnik gegen Aronjan. Kramnik übernahm die alleinige Führung, die allerdings nicht lange andauerte. Nach dem ersten Ruhetag stand der vierte Spieltag auf dem Plan. Dabei gab es zwei Entscheidungen: Caruana besiegte Kramnik und Aronjan war gegen Karjakin siegreich, die beiden anderen Partien endeten jeweils mit einem Remis; Caruana setzte sich an die Tabellenspitze.  Am fünften Spieltag endeten alle vier Partien unentschieden, damit blieb auch die Rangliste unverändert.

Die 6. Runde brachte zwei Entscheidungen: So siegte gegen Aronjan und Mamedjarov gegen Kramnik. Caruana musste sich nun die Führung (4,0 Punkte) mit Mamedjarov teilen. In der 7. Runde siegten Caruana über Aronjan und Karjakin über So, während die vier anderen Spieler über jeweils ein Remis nicht hinauskamen. Damit war Caruana mit 5,0 Punkten wieder allein Führender und ging mit einem halben Punkt Vorsprung vor Mamedjarov beruhigt in die Halbzeit.

Am 8. Spieltag siegte Grischtschuk gegen Kramnik, alle übrigen Spieler remisierten; Caruana führt weiter die Tabelle an. Die 9. Runde endete mit einem Sieg von Karjakin gegen Kramnik, die Spieler auf den anderen drei Brettern remisierten; die Reihung der drei ersten Plätze blieb unverändert. Am zehnten Spieltag siegte Kramnik gegen Aronjan, während die sechs anderen Spieler über ein Remis nicht hinauskamen; es gab auch keine Änderung in der Reihung.

In der 11. Runde war Karjakin über Aronjan siegreich. Damit arbeitete er sich mit 6,0 Punkten (ex aequo mit Grischtschuk) auf den dritten Platz empor; auf Rang 2 war nach wie vor Mamedjarov mit nunmehr 6,5 Punkten und als Tabellenerster hatte Caruana nach wie vor die Führung inne – jetzt mit 7,0 Punkten. Brachte die 12. Runde schon eine Vorentscheidung? Dramatik und Spannung beherrschten diesen Spieltag.

Ding Liren, der nach elf Remispartien in Folge seinen ersten Sieg errang, tat dies als er nach einer Bauernumwandlung auf a1 mit zwei schwarzen Damen auf dem Brett den Mattangriff von Mamedjarov erfolgreich abwehrte, und Karjakin krönte in der Partie gegen Caruana seine Aufholjagd mit dem Gewinn eines ganzen Punktes. Durch den Sieg von Karjakin über Caruana hatten nun beide 7,0 Punkte, wobei der Russe aufgrund der Feinwertung (die Ergebnisse der betroffenen Spieler gegeneinander) nun Platz 1 übernahm. Und durch den Sieg von Ding Liren in der Partie gegen Mamedjarov verfügten nun diese Beiden gemeinsam mit Grischtschuk über jeweils 6,5 Punkte, aber aufgrund der Feinwertung gelangte Ding Liren nun auf den 3. Rang. Somit liegen die Spieler von Platz 1 bis Platz 5 nur einen halben Punkt auseinander.

Am 13. Spieltag steigerte sich die Dramatik und Spannung noch weiter, denn die „alten“ Führenden (nach der elften Runde) hatten wieder das Zepter in die Hand genommen: Caruana besiegte Aronjan und führte mit 8,0 Punkten die Tabelle an, Mamedjarov gewann seine Partie gegen Grischtschuk und kehrte mit 7,5 Punkten – punktegleich mit Karjakin – auf den 2. Platz zurück. Auch in der Finalrunde brillierte Caruana, der mit seinem Sieg über Grischtschuk die einzige Entscheidung der Schlussrunde errang. Mit 9,0 Punkten (Erfolgsquote: 64,3 %) gewann er dieses Kandidatenturnier und wird in diesem Herbst Weltmeister Magnus Carlsen im Kampf um den Titel herausfordern. Caruana, mit einer einzigen Unterbrechung seit der vierten Runde an der Tabellenspitze, war der Sieg nicht mehr zu nehmen, Mamedjarov und Karjakin hatten diesen mit jeweils 8,0 Punkten (57,1 %) knapp verpasst.

Nach 14 Spieltagen, 56 Partien – davon 20 Entscheidungen und 36 Remisen – und 2.578 Zügen war das Kandidatenturnier 2018 damit zu Ende. An Superlativen gab es die kürzeste Partie zwischen Grischtschuk und Mamedjarov in der 7. Runde mit 16 Zügen, welche unentschieden endete; die kürzeste Partie mit einer Entscheidung wurde in der 3. Runde gespielt, wo Aronjan in 27 Zügen von Kramnik besiegt wurde. Die längste Remis-Partie spielte Ding Liren gegen Grischtschuk in der 11. Runde mit 96 Zügen; und in der längsten Partie mit einer Entscheidung besiegte Grischtschuk in der 8. Runde seinen Herausforderer Kramnik mit 91 Zügen.

Fabiano Caruana, dessen Großeltern italienischer Abstammung sind, wurde am 30. Juli 1992 in Miami, Fla. (USA), geboren. Im Jahr 1996 zog er mit seine Eltern nach Brooklyn, N. Y., wo er bereits ein Jahr später von Bruce Pandolfini entdeckt wurde. Im Jahr 2006, mit 14 Jahren, wurde er Internationaler Meister und ein Jahr später, im Juli 2007, noch nicht 15-jährig, erfüllte er beim First Saturday-Turnier in Budapest seine letzte Großmeisternorm. Caruana besitzt die US-amerikanische und die italienische Staatsbürgerschaft. Bis 2005 und seit 2015 spielt(e) er für den US-amerikanischen Schachverband, 2005 bis 2015 für den italienischen. An den Schacholympiaden 2008, 2010 und 2012 nahm er am Spitzenbrett für die italienische Mannschaft teil, und bei der Schacholympiade 2016 gewann er am Spitzenbrett mit dem US-Team die Goldmedaille.

Mit dem SK Husek Wien gewann er 2008/09 die Meisterschaft in der 1. Österreichischen Bundesliga. Beim Kandidatenturnier zur Schachweltmeisterschaft 2016 erzielte er hinter Sergej Karjakin den zweiten Platz.

Noch ein Wort zum Austragungsort: 

Die Errichtung des Kühlhauses Berlin, wurde 1901 von der im Jahr 1890 in Hamburg gegründeten Gesellschaft für Markt- und Kühlhallen in Auftrag gegeben. Es handelte sich dabei um den größten Kühlhauskomplex Europas, der zeitgleich mit dem Bahnhof Gleisdreieck erbaut wurde. Das Kühlhaus, ein im Stile norddeutscher Backsteingotik errichteter Gebäudekomplex aus drei Bauwerken, der den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden hatte, diente bis weit in die 1950er Jahre als Kühl- und Lagerhaus. Kühlhaus I wurde 1979 abgerissen, Kühlhaus II blieb erhalten und wurde dank einer privaten Initiative von Künstlern, Architekten und Berliner Unternehmen zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut, das inzwischen unter Denkmalschutz steht.

Es liegt in zentraler Lage an der Grenze der Bezirke Schöneberg, Kreuzberg und Mitte, nahe dem Landwehrkanal am Halleschen Ufer. Das Kühlhaus Berlin ist heute ein Ort der Begegnung, der sich mit dem Herzschlag Berlins bewegt und der offen ist für Partnerschaften, Impulse, Ideen – offen für die deutsche Bundeshauptstadt. Für die Fassade des Kühlhauses haben sich die Veranstalter dieses Kandidatenturniers einen treffenden Spruch einfallen lassen: „Entering this building may substantially increase your IQ“ („Das Betreten dieses Gebäudes kann Ihren Intelligenzquotienten wesentlich erhöhen.“).

Sowohl seitens der Spieler wie auch der Zuschauer gab es harsche Kritik an dem Veranstalter, der Agon Limited / World Chess, wegen schlechter Organisation dieses Turniers. Nicht, wie man vielleicht vermuten würde, der Deutsche Schachbund war für diese Missorganisation verantwortlich, sondern allein die Agon Ltd / World Chess, der die FIDE die exklusiven Rechte für die Organisation dieser Veranstaltung übertragen hatte. Beanstandet wurde laut Deutschlandfunk hauptsächlich, dass es in dem Bauwerk zu laut gewesen wäre, dass zu Beginn der Veranstaltung die Toiletten nicht den Hygienestandards entsprochen hätten, dass es nicht einmal etwas zu essen oder zu trinken gab, nachdem ein im vierten Stock aufgestellter Kaffee- und ein Schokoriegelautomat schon nach wenigen Stunden nicht mehr funktionierten, und dass Monitore fehlten, auf denen Zuschauer von den oberen Stockwerken die Partien hätten verfolgen können, weil sie mitunter nicht jeden Zug sehen konnten.

 

R e s u l t a t e:

 

http://www.chess-results.com/tnr338863.aspx?lan=0&art=1&turdet=YES         

(wk, Foto: FIDE)  

 

mihu / 29.3.2018  

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